Die Alpen und die Karpaten mit ihren vorgelagerten artenreichen Landschaften sind ähnliche Großlebensräume. Die Beckenlandschaft, die die beiden Gebirgszüge voneinander trennt, ist heute intensiv genutzt und durch zahlreiche Infrastruktureinrichtungen wie Straßen, Eisenbahnstrecken, Hochspannungsleiten usw. fragmentiert. Das führt dazu, dass Arten von einem in den anderen Großlebensraum kaum mehr wandern können. Neben dem Verlust von naturnahen Lebensräumen in den Beckenlandschaften und den damit einhergehenden Ökosystemleistungen, die diese für den Menschen erbringen, geht damit auch die Vernetzung der beiden Gebirgsregionen verloren.
Die Wanderung von Tieren ist jedoch mehr denn je nötig, ändert doch der Klimawandel die Lebensbedingungen für viele Tier- und Pflanzenarten. Höhere Temperaturen, Änderungen in der Menge und Verteilung der Niederschläge, Verschiebungen der dadurch bedingten Blüh- und Aktivitätszeiten oder Extremwetterereignisse bedingen die Suche nach neuen Lebensräumen. Dadurch erhält die Schaffung von Grüner Infrastruktur immer mehr an Bedeutung.
Um die Konnektivität der Gewässer zwischen den Alpen und den Karpaten zu verbessern, haben sich mehrere Partner aus Österreich und der Slowakei zusammengefunden und das Projekt „Alpen-Karpaten-Flusskorridor“ gestartet. Wissenschaftliche Studien wurden erstellt, um als Grundlage für weitere Aktivitäten in diesem Bereich dienen zu können. Mehrere Pilotmaßnahmen wurden umgesetzt, um zum einen erste Schritte zu setzen, aber auch um zu erkennen, unter welchen Rahmenbedingungen die Vernetzung im Gewässerbereich effizient und effektiv umgesetzt werden kann. Im Zentrum des Projektes „Alpen Karpaten Fluss Korridor“ steht die Vernetzung der beiden Gebirgszüge durch Fließgewässer und deren unmittelbarem Umland. Gewässer durchziehen die Landschaft wie ein blaues Netz und bieten sich daher als vernetzende Elemente zur Schaffung der Durchgängigkeit der Landschaft nicht nur für die an sie gebundenen Organismen an.
Um die Zusammenarbeit zwischen der Slowakei und Österreich zum Schutz der Biodiversität zu verbessern, wurde im Jänner 2012 eine grenzüberschreitende Absichtserklärung (Memorandum of Understanding MoU) unterzeichnet. In dieser Erklärung bekennen sich die verantwortlichen politischen Vertreter sowie die Autobahngesellschaften beider Länder dazu, den Alpen-Karpaten-Korridor in die Raumplanungs-, Infrastruktur-, Landwirtschafts- sowie Naturschutzaktivitäten zu integrieren. 2013 hat die EU-Kommission eine Strategie zur Förderung der Grünen Infrastruktur verabschiedet. Damit wurde ein klares politisches Zeichen gesetzt und die große Bedeutung der Lebensraumvernetzung und Grünen Infrastruktur als Voraussetzung zur Sicherung der zahlreichen Ökosystemleistungen von Natur und Landschaft erkannt.
Gemeinsam mit KollegInnen aus der Slowakei hat der Naturschutzbund NÖ im Auftrag des Nationalparks Donau Auen nun einen Aktionsplan ausgearbeitet, der als Grundlage für die Vernetzung im Gewässerbereich zwischen Alpen und Karpaten dient und sich auf wissenschaftliche Grundlagen und rechtliche Verpflichtungen stützt. Der Aktionsplan fasst die Managementmaßnahmen zusammen, die nötig sind, um Grüne Infrastruktur zu schaffen. Die Empfehlungen des Aktionsplans sollen insbesondere bei zukünftigen Projekten und Plänen im Bereich der Gewässer und im unmittelbar mit diesem funktional verbundenen Umland zwischen den Alpen und den Karpaten berücksichtigt werden.
Im Rahmen des Aktionsplans wurden mehrere Flüsse in Österreich und der Slowakei als vernetzende Elemente im Gewässerbereich festgehalten. Pilotprojekte an diesen Flüssen sollen zur Verbesserung der Konnektivität realisiert werden und aufzeigen, welche Vernetzungsmaßnahmen wie umgesetzt werden können und wie die Planung und Ausführung von zukünftigen Projekten effizienter und effektiver gestaltet werden kann. Bei den Flüssen handelt es sich um:
Mehr Infos auf: https://rivercorridor.com/index.php