Die Wölfe sind zurück in NÖ

© Robert Hofrichter

Die Wölfe haben in Niederösterreich wieder eine Heimat gefunden. Am Truppenübungsplatz Allentsteig im Bezirk Zwettl hat sich 2016 das erste österreichische Rudel gegründet und es bringt seitdem jährlich erfolgreich Nachwuchs zur Welt.

Andere Rudel, die sich ab 2018 außerhalb des Truppenübungsplatzes und oftmals grenzübergreifend zu Oberösterreich gegründet hatten, konnten sich bisher nicht langfristig etablieren. Der Zusammenbruch eines Rudels resultiert in der Regel aus dem Ausfall eines der Elterntiere. Über die Ursachen davon lässt sich aktuell nur spekulieren. Weitere Einzeltiere werden immer wieder in unterschiedlichen Teilen Niederösterreichs nachgewiesen. Der Wolf kann somit jederzeit überall im Bundesland auftauchen.

Wir vom Naturschutzbund NÖ sehen die Rückkehr des großen Beutegreifers positiv. Der Wolf erfüllt eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem und sorgt für die Gesundheit und Fitness der Wildbestände. Gleichzeitig kann er auch eine positive Auswirkung auf die Verringerung von Verbissschäden an Bäumen durch das Wild haben und kleinere Prädatoren wie Fuchs oder Goldschakal im Schach halten. Der Wolf ist durch die europäische FFH-Richtlinie und die Berner Konvention geschützt. Er darf nicht getötet oder gefangen werden.

Nationales Wolfsmanagement
2012 wurden die ersten österreichweiten Grundlagen und Empfehlungen zum Wolfsmanagement im Rahmen der KOST (Koordinierungsstelle für den Braunbären, Luchs und Wolf) unter Mitarbeit von Vertretern aus den Behörden von sieben Bundesländern sowie Vertretern aus Jagd, Land- und Forstwirtschaft und Naturschutz ausgearbeitet.
Die Aufgaben der KOST hat im Jahr 2019 das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs (ÖZ) übernommen. 2021 wurden die Grundlagen und Empfehlungen zum Wolfsmanagement im Rahmen einer Arbeitsgruppe des ÖZ, der auch der Naturschutzbund angehörte, aktualisiert. Darin werden auch verschiedene mögliche Verhaltensweisen eines Wolfes und die empfohlenen Managementmaßnahmen exemplarisch vorgestellt.

Herdenschutz hat Priorität
Ohne Frage ist die Rückkehr des Wolfs auch mit Konflikten verbunden. Ungeschützte Schafe oder Ziegen sind leicht verfügbare Beute. Wolfsrisse bedeuten für die Nutztierhalter emotionalen wie wirtschaftlichen Stress und stellen sie vor neue Herausforderungen in einer oftmals ohnehin schwierigen Lage. Der Naturschutzbund NÖ tritt für eine umfassende Herdenschutzoffensive ein und fordert u. a., dass betroffenen Landwirten wolfssichere Zäune kostenfrei zur Verfügung gestellt werden und sie bei der Anschaffung von sorgfältig ausgebildeten Herdenschutzhunden unterstützt werden. Der Naturschutzbund NÖ hält ein Zusammenleben von Wolf und Mensch für möglich. Die Basis dafür ist eine sachliche, polemikfreie Kommunikation in der Öffentlichkeit - mit allen Betroffenen wie Landwirten, Jägern, Waldeigentümern, lokale Bevölkerung und Naturschutzverbänden.

Herdenschutzprojekt “LIFEstockProtect” '
Im September 2020 fiel der Startschuss zum größten Herdenschutzprojekt namens LIFEstockProtect. Es wird von der  BIO AUSTRIA Niederösterreich/Wien geleitet und von der EU finanziell gefördert. Der Naturschutzbund ist Projektpartner und organisiert thematische Workshops und bringt sich als Vermittler in Österreich ein. Das Projekt ist für fünf Jahre angesetzt und richtet sich an alle Nutztierhalter.
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie unter https://lifestockprotect.info/

NÖ-Wolfsverordnung des Landes Niederösterreich
Die Niederösterreichische Landesregierung hat im Dezember 2018 eine Verordnung zum Umgang mit dem Wolf erlassen. Der Naturschutzbund NÖ sieht in den Anhängen der NÖ „Verordnung betreffend Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Abwendung von Schäden nach dem NÖ Jagdgesetz 1974“ massive naturschutzfachliche Mängel und eine Übereinstimmung zum Schweizer Konzept Wolf. Österreich hat jedoch einen eigenen Managementplan zum Umgang mit Wölfen, dem die neue Verordnung widerspricht. Das Land NÖ führt damit die Pläne von Bundesministerin Köstinger für ein national einheitliches Vorgehen und zentral organisiertes Management großer Beutegreifer ad absurdum.

Weitere Informationen zum Wolf, seiner Verbreitung in Österreich sowie Empfehlungen zum technischen Herdenschutz finden Sie auf der Homepage des Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs.

Link zum neuen Managementplan:
https://baer-wolf-luchs.at/download/OeZ_Wolfsmanagement_Empfehlungen_2021.pdf

Presseaussendung zur NÖ Wolfsverordnung (14.12.2018)
Resolution "Für den Wolf in unseren Wäldern" (20.10.2018)
Managementplan für den Wolf (Dezember 2012)
Interview mit Landwirt Willi Klaffl zum Thema Herdenschutz(hunde) (Juni 2017)

 

.