Nationalpark Donau-Auen

Der Nationalpark Donau-Auen liegt zwischen den Hauptstädten Wien und Bratislava und umfasst das größte, weitgehend intakte Augebiet Mitteleuropas. Seine Lebensader ist die Donau, welche den Nationalpark auf rund 36 km freier Fließstrecke durchquert, durch ihre Dynamik eine große Bandbreite von Lebensräumen geschaffen hat und diese immer wieder neu gestaltet. Bei Hochwässern durchströmt die Donau, deren Pegel bis zu 7 Meter schwankt, großflächig den Auwald, welcher sich dann als natürlicher Rückhalteraum bewährt. Im Norden durch die Ebene des Marchfeldes und im Süden von einer Abbruchkante des Wiener Beckens begrenzt, stellen die Donau-Auen eine bis 4 km breite grüne Insel inmitten eines intensiv genutzten Agrargebietes dar. Im 9.300 ha großen Nationalparkgebiet finden sich unterschiedlichste Biotope, vom Tümpel bis zur Trockenlände, von Schotterbänken bis zu urwüchsigen Auwäldern. Dies ermöglicht eine für Mitteleuropa einmalige Artenvielfalt von 800 höheren Pflanzenarten, 30 Säugetier- und 100 Brutvogelarten. Die Altarme, Baumriesen und Kletterpflanzen geben dem Gebiet ein geradezu tropisches Gepräge.

Die Donau unterhalb von Wien weist den Charakter eines Gebirgsflusses mit relativ starkem Gefälle und hoher Fließgeschwindigkeit auf. Vor der Regulierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welche den bislang stärksten menschlichen Eingriff darstellt, gab es ein weitläufiges, dynamisches System von Haupt-, Neben- und Altarmen. Auch die regulierte Donau weist nach wie vor eine weitgehend natürliche Abflusssituation auf, wird von naturnahen Auwäldern gesäumt und ist Garant für hochwertige Trinkwasserreserven. Der Bau eines Donaukraftwerkes bei Hainburg hätte all dem ein Ende bereitet: hunderte Hektar wertvollsten Auwaldes wären gerodet worden, die Dämme hätten die Au von den lebenspendenden Hochwässern abgeschnitten, die natürliche Dynamik des großen Stromes wäre unwiderruflich verloren gewesen. Dank des idealistischen Einsatzes tausender Naturschützer während der „Aubesetzung“ im Winter 1984/85 wurde dieses zerstörerische Projekt nicht umgesetzt.

Seit 1996 sind große Teile der Auen durch den „Nationalpark Donau-Auen“ langfristig und international geschützt. Im Rahmen eines LIFE-Natur Projektes werden Maßnahmen des Uferrückbaus und der Gewässervernetzung durchgeführt, die insgesamt eine Verbesserung der hydrologischen Situation zum Ziel haben. Lebensräume für stark gefährdete Tierarten wie Eisvogel, Hundsfisch oder Donaukammmolch können so gesichert und teilweise sogar neu geschaffen werden. Das vermehrte Einströmen von Wasser in die Altarme fördert beispielsweise die Entstehung neuer Steilufer, in die der Eisvogel seine Brutröhren gräbt. Der überwiegende Teil des Auwaldes wird heute nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt, monotone Forstbestände werden durch gezielte Eingriffe in naturnahe Auwaldbestände umgewandelt.

Trotz dieser positiven Aspekte sind die zunehmende Eintiefung der Donausohle und der drohende Ausbau der Donau zu einem „Highway“ des internationalen Schiffsverkehrs Probleme, die bis heute nicht gelöst wurden.

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