Unmittelbar an der Grenze zu Tschechien und inmitten eines Überschwemmungsgebietes der Thaya liegt die Sandrasenflur Erlwiesen. Dort befindet sich eine einzigartige Flugsanddüne mit einer Marchtaler Silbergrasflur, die in dieser Ausprägung in Österreich nur an einer einzigen weiteren Stelle (bei Waltersdorf a. d. March) vorkommt.
Die aus bodensauren Sanden aufgebaute Flugsanddüne trägt einen Sandtrockenrasen, die Marchtaler Silbergrasflur (Assoziation Thymno angustifolii-Corynephoretum canescents), die stark von anderen Sandtrockenrasen in Österreich abweicht und höchst schützenswert ist. Mit der finanziellen Unterstützung der ÖBB infra ist es gelungen, das Kerngebiet in Pacht zu nehmen und ein Projekt zur Sicherung der naturschutzkonformen Pflege der Erlwiesen zu starten.
Die Sanddüne trägt einen charakteristischen Sandtrockenrasen: die Marchtaler Silbergrasflur (Adler&Fischer 1994,1996). Einige der botanischen Besonderheiten, die hier auf einer relativ kleinen Fläche vorkommen, sind das vom Aussterben bedrohte Silbergras (Corynephorus canescens), das Sand-Steinkraut (Alyssum montanum ssp. Gmelinii), der Sand-Quendel (Thymus serpyllum str.), die rosa blühende Sand-Grasnelke (Armeria elongata) und das gelbe Kerners-Brillenschötchen (Biscutella laevigata ssp. kerneri).
Der Sandrasen bietet auch einer spezialisierten Heuschreckenfauna einen geeigneten Lebensraum, wie der Gefleckten Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus) und der Italienischen Schönschrecke (Calliptamus italicus).
Ein Erstnachweis bei der Erhebung der Wanzenfauna gelang im Mai 2001 W. Rabitsch mit der Braunen Sand-Erdwanze (Thyreocoris fulvipennis). 2003 konnte weiters erstmals das Vorkommen von Berytinus consimilis, einer pontisch-pannonisch verbreitete Stelzenwanzenart, für Österreich nachgewiesen werden (Rabitsch 2003). Die Vogelfauna ist vertreten mit Brutrevieren der Charakterarten Schwarzkelchen, Wacholderdrossel, Neuntöter und Grauammer.
Der Sanddünenkomplex war bis 1995 zum größten Teil in landwirtschaftlicher Nutzung, wobei ein Teil des Gebietes brach gelegt wurde. Die nötige Erstpflege wurde im Rahmen eines Freiwilligeneinsatzes im Frühjahr 2018 durchgeführt, bei dem wir u. a. von der ÖNJ-Gruppe Auringhüpfer und von HelferInnen aus Bernhardsthal unterstützt wurden. Die in die Wiesen vordringenden Büsche wurden zurückgeschnitten und die bisher nur gehäckselten Flächen für die alljährliche Mahd mit Abtransport des Mahdgutes vorbereitet. Der Naturschutzbund NÖ konnte einen lokalen Landwirt finden, der die naturschutzkonforme Pflege in Form einer späten Wiesenmahd übernommen hat. Weitere Maßnahmen, wie das stellenweise Öffnen des Oberbodens zur Schaffung verbesserter Bedingungen für die Pioniervegetation von Sanddünen sind geplant.
Der Sandrasen Erlwiesen ist dank der Unterstützung des Projektpartners ÖBB infra für die nächsten zehn Jahre gesichert.